Wenn der Abwasch wartet – oder warum die Küche täglich aufgeräumt sein sollte

Manchmal reicht ein einziger Teller, ein leeres Glas auf der Anrichte, ein Schneidebrett mit Spuren des Frühstücks – und schon beginnt es: das sanfte Rutschen in eine unaufgeräumte Küche. Erst ist es nur ein Hauch von Unordnung, ein kleiner Moment der Trägheit. Doch was, wenn sich diese Momente summieren? Wenn die Müdigkeit, die Lust auf Gesellschaft, das gute Wetter oder die bloße Aufschieberitis Tag für Tag das Aufräumen verdrängen? In diesem Beitrag nehmen wir dich mit auf eine erzählerische Reise – hinein in die Küche von heute, morgen und übermorgen, und in ein Leben, das zwischen glänzenden Armaturen und überquellenden Abfalleimern balanciert.

Es war ein Dienstag wie jeder andere. Die Sonne schien durch das halb geöffnete Fenster, warf Lichtmuster auf die weiße Arbeitsplatte, tanzte auf der Edelstahlspüle, die noch vom Morgenfein aus feuchten Wassertropfen bestand. Anna stand in der Tür zu ihrer Küche, eine Tasse Kaffee in der einen, ihr Blick wanderte über die vertraute Szene. Da war das leere Glas vom letzten Abend – ein Pinot Grigio, halb vergessen auf dem Tisch. Daneben der Brotteller mit den Krümeln, die sich so dekorativ um die abgenagte Rinde gruppiert hatten. Und irgendwo da hinten, kaum sichtbar unter einem Handtuch, lag das Messer, das sie gestern zu faul war zu spülen.

„Ich mach das später“, hatte sie gesagt. So wie gestern. Und vorgestern. Und an diesem Dienstag war später noch nicht gekommen.

Das „Später“ war ein Gespenst, das durch die Zimmer ging, mal freundlich, mal drängelnd, aber immer überzeugend genug, um das Jetzt davon abzuhalten, zu handeln. Das Später hatte ihr Frühstück begleitet, als sie beschloss, sich lieber auf den Balkon zu setzen. Es hatte sie zu einem Spaziergang eingeladen, ihr versichert, dass die Küche auch noch morgen da sei. Und jetzt war es da, still und mit verschränkten Armen, und ließ Anna mit einer leicht klebrigen Arbeitsplatte zurück.

Die Spüle war nicht voll. Noch nicht. Nur zwei Gläser, ein Teller, das erwähnte Messer. Es war eine Unordnung, die fast charmant war, wie ein Mensch mit einem Hemd, dessen zweiter Knopf offensteht – lässig, nicht nachlässig. Und doch hatte sie etwas Bedrohliches. Denn Anna kannte das Spiel. Sie hatte es schon oft gespielt. Es beginnt mit einem Glas. Und endet mit einer Küche, in der man das Gefühl hat, dass selbst der Dunstabzug die Nase rümpft.

Zwei Tage später schob Anna einen leeren Topf beiseite, um Platz für den Wasserkocher zu schaffen. Sie merkte, wie ihre Bewegungen langsamer wurden, als müsste sie sich durch eine dicke, unsichtbare Masse arbeiten. Die Küche war nicht mehr nur unaufgeräumt – sie war träge geworden. Sie zog Energie ab, statt welche zu geben. Selbst die Sonnenstrahlen wirkten matter, gefiltert durch eine Fensterscheibe, die seit Wochen keine Berührung mit Glasreiniger mehr erlebt hatte.

Auf der Anrichte klebte ein Fleck – sie wusste nicht mehr, ob er vom Orangensaft oder vom Tomatensugo stammte. Ihr Blick wanderte über das kleine Chaos. Da lag die Plastikverpackung vom Käse, daneben ein halbvolles Glas mit alten Löffeln, das früher mal als Besteckhalter gedient hatte. Der Mülleimer roch süßlich, ein eindeutiges Zeichen, dass es Zeit war – eigentlich längst überfällig – den Abfallsammler zu leeren.

Doch stattdessen holte sie ihr Handy heraus, scrollte durch Nachrichten, las sich durch das Leben anderer, während ihres allmählich unter der Last von Aufgeschobenem zusammenrutschte. Es war absurd. In einem Shop wie „Deine Traumküche“ hätte sie sich jederzeit einen neuen Abfallsammler bestellen können – sogar einen, der sich automatisch öffnet. Aber Technik ersetzt keine Entscheidung. Kein System, kein noch so gutes Produkt kann die Verantwortung abnehmen, die eigene Küche täglich zur Priorität zu machen. 

An diesem Abend kam ihre Freundin Johanna vorbei. Unverhofft, wie es Freunde manchmal tun, die glauben, willkommen zu sein. Und das war Johanna auch – zumindest im Herzen. Doch als Anna die Tür öffnete, musste sie sich durch eine leise Panik kämpfen. Die Küche! Sie versuchte noch, Johanna ins Wohnzimmer zu lotsen, aber zu spät – die Freundin hatte bereits neugierig ihren Kopf in den Raum gesteckt.

„Ach du meine Güte“, sagte sie mit einem Lächeln, das versuchte, harmlos zu wirken. „Hier sieht’s ja aus wie bei mir früher im Studentenwohnheim.“

Es war nicht böse gemeint, aber es traf. Anna lachte gekünstelt, bot Kaffee an, entschuldigte sich für das kreative Chaos. Doch während sie Löffel suchte, deren Metall durch eingetrocknete Milch wie versiegelt war, wünschte sie sich, sie hätte einfach zehn Minuten investiert – gestern oder vorgestern. Es wären nur zehn Minuten gewesen. Und sie hätte nicht das Gefühl gehabt, ihre eigene Küche sei gegen sie.

In den darauffolgenden Tagen wurde Anna nachdenklich. Nicht nur, weil der Besuch ihr einen Spiegel vorgehalten hatte. Sondern weil sie begann zu spüren, wie sich das Chaos auch auf andere Lebensbereiche übertrug. Ihre Gedanken wurden fahriger, ihre To-do-Liste länger. Kleine Dinge blieben liegen. Die Rechnung, die sie bezahlen wollte. Der Rückruf beim Zahnarzt. Alles Dinge, die sich leise stapelten, wie die Teller in ihrer Spüle.

Sie erinnerte sich an ein Interview mit einer Psychologin, das sie mal gelesen hatte. Es hieß, Unordnung in der Küche sei oft ein Indikator für mentale Erschöpfung – aber auch ein Verstärker. Wer die Spüle nicht leert, leert auch selten den Kopf. Und so fasste Anna einen Plan: Sie wollte nicht gleich alles ändern. Aber sie würde heute Abend die Arbeitsplatte abwischen. Morgen würde sie die Gläser spülen. Und übermorgen vielleicht sogar die Küchenschränke auswischen. Schritt für Schritt. Nicht perfekt. Aber bewusst.

Es war Sonntag, als sie das Fenster öffnete und die Sonne wieder durch klare Scheiben fiel. Der Dunstabzug glänzte, der Abfallsammler war geleert, die Armatur blitzte. In der Mitte der Arbeitsfläche stand eine Schale mit Zitronen. Die Küche war wieder ein Raum, der sie willkommen hieß, nicht einer, den sie vermeiden wollte.

Sie setzte sich mit einer Tasse Tee an den kleinen Küchentisch und atmete tief durch. Es war keine große Tat gewesen. Nur eine Abfolge kleiner Entscheidungen. Und doch fühlte es sich an, als hätte sie einen Grundstein gelegt. Für ein aufgeräumtes Zuhause. Für mehr Klarheit. Für sich selbst.

Vielleicht war es das, was Ordnung wirklich bedeutete: nicht makellose Perfektion, sondern die tägliche Einladung, sich selbst ernst zu nehmen. Und vielleicht ist genau das der wahre Luxus – nicht die teuerste Küche, sondern eine, in der man sich wohlfühlt.

Und wenn es dann doch mal wieder eng wird, wenn der Müll überquillt oder das Licht zu düster ist – dann gibt es ja immer noch eine Lösung: „Deine Traumküche“. Für alles, was Ordnung leichter macht – und schöner.

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