Frühlingserwachen auf dem Teller – Was wir im März essen und warum es uns so gut tut

Wenn der letzte Schnee langsam schmilzt und der Morgennebel den ersten Sonnenstrahlen weicht, beginnt etwas, das wir nicht nur in der Natur, sondern auch in uns selbst spüren: der Frühling. Und mit ihm das Bedürfnis, leichter zu essen, frischer zu denken und irgendwie aufzuräumen – nicht nur im Kleiderschrank, sondern auch auf dem Teller. Es ist der März, der Übergang von der Winterruhe zur Bewegungsfreude, von Braten und Eintöpfen zu Salaten und frischem Grün. Noch nicht ganz üppig wie der Mai, aber mit genug Vielfalt, um uns zu zeigen: Es geht voran.

In diesen ersten Wochen des Frühlings verändert sich vieles. Die Luft riecht anders, das Licht wirkt heller und man hat plötzlich Lust, das Fenster aufzureißen und sich einen Tee mit frischer Minze zu machen. Oder vielleicht sogar ein Glas lauwarmes Zitronenwasser am Morgen. Und auch der Appetit verändert sich. Statt deftigem Grünkohl oder schwerem Ofenkäse zieht es uns zu leichteren Gerichten. Wir suchen Frische, Knackigkeit, Vitamine. Und der Körper scheint mitzumachen. Nach Monaten voller Plätzchen, dunkler Soßen und vielleicht auch ein bisschen zu viel Bequemlichkeit, macht er sich bereit. Er sehnt sich nach Bewegung, nach Leichtigkeit und nach ein bisschen innerem Frühjahrsputz.

Wer mit offenen Augen über den Wochenmarkt geht, wird merken: Ganz so üppig ist das Angebot im März noch nicht. Aber es gibt sie, die kleinen Vorboten. Feldsalat zum Beispiel. Oder Postelein, auch bekannt als Winterportulak, zart und grün, ein bisschen wie Spinat, aber frischer. Die ersten Bundmöhren aus dem geschützten Anbau zeigen sich. Auch Lauch ist da, manchmal noch mit Resten von Erde, die nach kühlem Boden riechen. Und mit ein bisschen Glück liegt da schon der erste Bärlauch. Nur ein paar Blätter, schüchtern noch, aber intensiv im Duft. Wer einmal frischen Bärlauch mit den Fingern zerrieben hat, weiß, dass der Frühling da ist, selbst wenn die Bäume noch kahl sind.

Aus all diesen kleinen Dingen kann man schon etwas machen. Eine Suppe zum Beispiel, mit Lauch, Möhren, Kartoffeln, vielleicht etwas Sellerie, dazu frische Petersilie oder Schnittlauch. Oder ein einfacher Salat aus Feldsalat mit einem pochierten Ei und ein paar gerösteten Kernen. Wer es noch frischer mag, kann sich ein Omelette machen, mit frischem Bärlauch oder Kresse. Vielleicht mit ein paar Radieschen dazu, die es jetzt langsam wieder gibt. Und wer gerne bäckt, freut sich spätestens Ende März auf den Rhabarber. Noch zart, manchmal etwas teuer, aber herrlich sauer. Als Kompott oder in einem Streuselkuchen mit Haferflocken – ein Hauch von Sommer, der sich in der Küche ausbreitet.

Aber es geht nicht nur darum, was es zu essen gibt. Es geht auch um das Wie. Im Frühling isst man anders. Nicht nur, weil man andere Zutaten zur Verfügung hat, sondern auch, weil sich das Lebensgefühl verändert. Man isst wieder am offenen Fenster. Oder draußen auf der Bank, mit Jacke zwar, aber im Sonnenschein. Die Mahlzeiten werden kürzer, leichter, und manchmal ersetzt ein frischer Salat ein ganzes Abendessen. Man hat nicht mehr das Bedürfnis nach Wärme, sondern nach Frische. Und mit jeder Mahlzeit, die aus frischem Grün besteht, scheint man ein bisschen mehr Energie zu tanken.

Der Körper liebt das. Vor allem die Bitterstoffe, die jetzt wieder vermehrt in Kräutern vorkommen, helfen ihm, nach dem Winter loszulassen. Die Leber freut sich über Bärlauch, Rucola oder Löwenzahn. Der Magen dankt es, wenn nicht mehr jede Mahlzeit wie ein Festtagsbraten wirkt. Und auch das Immunsystem profitiert. Denn auch wenn der Frühling lockt, ist der März noch tückisch. Warme Tage wechseln sich mit frostigen Nächten ab. Eine gute Ernährung ist jetzt wie ein Schutzschild von innen.

Vielleicht erinnert man sich jetzt auch an Kindertage. An die erste Limo im Garten. An das erste Eis in der Sonne. Oder an den Geruch von Erdbeeren, auch wenn die noch Wochen entfernt sind. Es ist diese Mischung aus Erinnerung und Aufbruch, die den Frühling auf besondere Weise prägt. Man isst nicht nur, um satt zu werden, sondern auch, um sich auf etwas vorzubereiten. Auf das Leben draußen, auf das Licht, auf die Zeit, in der alles wächst.

Jetzt ist auch die Zeit für erste Spaziergänge, bei denen man nicht nur die Lunge füllt, sondern vielleicht auch das eine oder andere Kraut entdeckt. Wer Glück hat, findet Bärlauch im Wald oder an feuchten Stellen. Wer sich auskennt, kann sogar Löwenzahn oder junge Brennnesseln sammeln. Diese wilden Kräuter bringen nicht nur Geschmack, sondern auch eine Ahnung von Ursprünglichkeit zurück auf den Teller. Ein Brennnessel-Spinat mit etwas Knoblauch zum Beispiel, dazu ein pochiertes Ei – das schmeckt nicht nur gut, es gibt auch Kraft.

In vielen Regionen Deutschlands gibt es kleine Unterschiede, was wann wächst und gegessen wird. In Süddeutschland beginnt der Frühling oft etwas früher. Dort sieht man schon im März die ersten zarten Kräuter auf dem Markt. In Norddeutschland dauert es ein paar Wochen länger, dafür bleiben Wintergemüse wie Steckrüben, Pastinaken und Kohl noch ein wenig erhalten. Diese Übergangszeit ist kulinarisch besonders spannend. Denn sie vereint das Beste aus zwei Jahreszeiten – das Wärmende des Winters mit dem Leichten des Frühlings.

Auch Traditionen spielen im März eine Rolle. In manchen Gegenden gibt es noch Fastenspeisen – einfache, aber nährende Gerichte wie Hafersuppe oder Eintöpfe mit Hülsenfrüchten. Diese sind nicht nur aus religiösen Gründen entstanden, sondern weil sie sinnvoll sind: Sie entlasten, stärken und passen perfekt zur beginnenden Wachstumszeit. Und manchmal, ganz leise, mischt sich auch schon die Vorfreude auf Ostern dazu – mit ersten Ideen für gefärbte Eier oder kleine Hefeteilchen.

Moderne Ernährungstrends treffen im Frühling auf fruchtbaren Boden. Viele Menschen nutzen diese Zeit, um bewusster zu essen, um Neues auszuprobieren oder sich sanft zu entgiften. Smoothies mit frischen Kräutern, Salate mit Keimlingen, leichte Suppen mit Frühlingsgemüse – das alles liegt jetzt im Trend, weil es sich einfach gut anfühlt. Und es muss gar nicht kompliziert sein. Ein paar Möhren, geraspelt mit Zitronensaft und frischer Petersilie, sind oft besser als jedes Superfood aus dem Regal.

Der Marktbesuch wird im März zum Erlebnis. Man schlendert durch die Stände, entdeckt alte Sorten, spricht mit den Erzeugern. Vielleicht kauft man Lauch, einen Bund Radieschen und ein paar Äpfel aus dem Lager. Zuhause wird daraus ein schnelles Pfannengericht oder ein Blech Ofengemüse mit Kräuterquark. Einfach, ehrlich, frisch. Und wer Vorräte anlegen will, kann jetzt anfangen, Kräuter zu trocknen oder einzufrieren – für später, wenn die Saison wieder vorbei ist.

Auch das gemeinsame Essen bekommt im Frühling eine neue Bedeutung. Man trifft sich wieder öfter draußen, vielleicht zum ersten Picknick auf der Wiese oder zum kleinen Brunch auf dem Balkon. Man bringt Brot, Käse, selbst gemachten Aufstrich und Obst mit – nicht aufwendig, aber liebevoll. Und genau das ist es, was zählt. Nicht Perfektion, sondern Verbindung. Nicht Diät, sondern Achtsamkeit. Nicht Verzicht, sondern Freude.

Wenn du willst, kannst du dich jetzt hinsetzen und dir eine Tasse Tee machen. Vielleicht mit frischer Minze. Oder ein Glas lauwarmes Wasser mit ein paar Tropfen Zitrone. Und dazu ein Stück Brot mit Frischkäse und Schnittlauch. Einfach. Gut. März eben. Vielleicht brauchst du gar nicht mehr, um zu merken, dass sich etwas verändert. Dass es leichter wird. Dass du dich neu sortierst – still, genussvoll und ein bisschen leiser als der Sommer. Aber nicht weniger lebendig.

In diesem Moment zwischen den Jahreszeiten liegt etwas ganz Eigenes. Eine stille Kraft. Und genau diese Kraft steckt auch in dem, was du jetzt isst. Du gibst dir selbst, was du brauchst. Nicht aus Pflicht, nicht aus Plan, sondern weil es sich richtig anfühlt. Und das ist vielleicht die beste Art, in den Frühling zu starten. Mit einem Lächeln. Und einem Teller, der nicht nur satt macht, sondern ein bisschen Hoffnung schmecken lässt.

 

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